Frauenheilkunde up2date 2014; 8(4): 251-262
DOI: 10.1055/s-0033-1357970
Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hormonsubstitution nach Ovarialkarzinomen und Borderline-Tumoren des Ovars

Gideon Sartorius
,
Céline Montavon
,
Marcus Vetter
,
Viola Heinzelmann-Schwarz
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 August 2014 (online)

Preview
Kernaussagen

Trotz Optimierung der etablierten Therapiekonzepte bleibt das Ovarialkarzinom das gynäkologische Malignom mit der höchsten Mortalität. Der wesentlichste Prognosefaktor für Rezidivfreiheit und Überleben ist die optimale operative Reduktion der Tumormasse, das sog. Tumordebulking. Zur Standardtherapie gehört neben anderen Maßnahmen die beidseitige Adnexektomie, was bei prä- und perimenopausalen Frauen durch den sofortigen Östrogenabfall zu massiven klimakterischen Beschwerden führen kann. Viele dieser Frauen könnten von einer Hormonsubstitution profitieren, verzichten aber darauf aus Furcht vor hormoninduzierter Tumorproliferation. Tatsächlich erlaubt die aktuelle Datenlage keine klare Äußerung zur Bedenkenlosigkeit einer solchen Substitutionsbehandlung. Auf der einen Seite gibt es epidemiologische und molekularbiologische Untersuchungen, die die Hormonabhängigkeit von Ovarialkarzinomen dokumentieren [5], andererseits sind die oben dargelegten klinischen Studien zu dieser Fragestellung relativ beruhigend – obwohl der Evidenzgrad aufgrund der Studiendesigns nicht genügend ist.

Wir empfehlen deswegen nach wie vor Zurückhaltung bei der Verschreibung einer Hormonsubstitution und empfehlen bei Hormonausfallerscheinungen als Ersttherapie SSRI/SNRI oder ggf. eine Gestagen-Monotherapie. Bei fehlender Wirkung dieser Behandlung verschreiben wir aber eine Hormonsubstitution nach entsprechender Aufklärung über die relativ beruhigende Datenlage.